Sonja Anne Blüml / 06. 05. 2016

Wal-Freiheit – Ein magischer Sprung in Richtung Phantasie

1. Comments

Realität kann schon ziemlich langweilen.

Meetings, Büroalltag, Behördengänge, Unterricht, Vorträge, die keiner braucht und nicht zu vergessen, runde Geburtstage von Kollegen mit Unterhaltungseinlagen. Wer hat da nicht schon mal mit offenen Augen geträumt oder sich insgeheim gewünscht, ein unvorhergesehener Feueralarm möge die Veranstaltung sofort beenden? Wer von uns hat nicht schon mal seltsame Phantasien entwickelt, die ihn vom Ort der Ödnis weit weggetragen haben – in ferne Welten?

Das mit den langweiligen Meetings muss Ronald Abovitz vermutlich oft passiert sein, oder wie kam der Firmengründer des innovativen Startup-Unternehmens Magic Leap aus Florida sonst auf die Idee,  Wale in einer Turnhalle aus dem Boden springen zu lassen?

Oder gar einen glühenden Feuerball zu kreieren, der durch’s Büro schwebt, während sich rundherum die Planeten des Sonnensystems anordnen, Umlaufbahnen erscheinen, Planet Erde blau schimmert und unter dem Schreibtisch ein kleiner seltsamer Roboter fiept und winkt.

Augmented Reality
Was das ist? Erweiterte Realität oder genauer gesagt die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Unter den Fachleuten heißt das „AR“ – abgekürzt für Augmented Reality.
Gemeint ist damit z.B. bei einer Fußballübertragung das Einblenden von zusätzlichen Informationen wie die Abseitslinien oder die Torentfernung beim Freistoß, die digital für den Fernsehzuschauer eingefügt wird.
Während in Europa die Entwicklungen im Bereich Virtual Reality ins Stocken geraten sind, sorgt das amerikanische Startup Unternehmen Magic Leap mit einem Investment-Deal von umgerechnet 700 Millionen Euro für eine Sensation.
Das mit Spannung erwartete Magic Leap-Produkt: eine Videobrille, die dreidimensionale Objekte in die reale Welt einblendet.
Zum Beispiel einen Elefanten in einer Kinderhand.

 R. ABOVITZ

bzpackage_abovitz-289x457
Der Kopf des Unternehmens ist ein bisschen anders als andere. Als Student zeichnete er Comics und wollte Raumschiffe bauen. Seine Begeisterung für Fantasy und Science Fiction zieht sich durch sein gesamtes Leben bis heute: Abovitz erscheint schonmal im Astronautenanzug zu einer Tedx-Konferenz.

Der schräge Freak und Star Wars Fan hat Visionen, die inzwischen jeden Science Fiction in den Schatten stellen und bald Realität werden sollen.
Schon vor zehn Jahren wunderte sich das New York Magazine über seine abgehobenen Visionen, die er öffentlich postete:
„I think that our society is drifting off into some strange new lands. What will become of us networked, blogging, ipodded, wireless, bluetoothed, myspaced, googled freaks? What is software? If it can wirelessly transmit from blackberry to ipaq to pc, why can’t our souls float as they will? When we have control of stem cells and DNA – what will we become?“
Damals spottete das NYMag, das Ganze klänge ein wenig nach Philosophie-Student, der zu viel Bong geraucht hätte. Genie und Wahnsinn eben.

Doch irgendwas muss dran sein, sonst würden Firmen wie Google und Warner Brothers, Banken wie J.P. Morgan und Morgan Stanley und die Investmentgesellschaft Fidelity kein Vermögen investieren, um die komplizierte Technologie voranzutreiben. Mit 794 Millionen US-Dollar bekommt Magic Leap eine der höchsten Risikokapital-Investitionen der vergangenen Jahre.

Genaueres wird jedoch nicht wirklich verraten.
CEO Abovitz hüllt sich hier über Details ins Schweigen. Nur soviel gibt er Preis:
Das Unternehmen arbeitet laut eigener Aussage an einer völlig neuen Brille, die „alles bisherige aus dem Bereich Augmented Reality in den Schatten stellen“, und künftig Smartphones, Notebooks und Smartwatches ersetzen soll. Man habe Dank der zahlreichen Investitionen nun ausreichend Geld für eine Pilotphase und eine Massenproduktion des Produktes.
Das Office der Zukunft?

Ziemlich „greifbar“ ist das schon in 3D, wie Browser, Mailprogramm, Kalender und Auswahlmenüs als virtuelle Objekte in der realen Umgebung erschienen und mit der Hand an einen anderen Platz bugsiert werden können. Für die Effekte arbeitet Magic Leap offenbar mit der Firma Weta Workshop zusammen, die unter anderem Spezialeffekte für den „Hobbit“ entwickelt hat.
Nur, wer braucht sowas?
Rony Abovitz ist sehr zuversichtlich, was die Einsatzmöglichkeiten seines Produkts angeht.
Für ihn scheint die Verwendung seiner Innovation grenzenlos. „Stell Dir vor, Du läufst durch China und alle Werbetafeln sind (durch die Brille) auf Englisch. Und während Du mit Leuten in den Restaurants sprichst, gibt es live Untertitel“, nennt Abovitz mögliche Nutzungsbeispiele.

 

Stell dir vor, du sitzt in einem Meeting und hast keine Brille..

Man wird sehen, ob sich die kühnen Visionen eines Ronald Abovitz tatsächlich realisieren werden oder Zukunftsmusik bleiben. Eines ist sicher: Sponsoren wie Google, Facebook oder Morgan Stanley haben in punkto Finanzierung keinen Sinn für Fantasy.

Und wenn es Zukunftsmusik bleiben sollte, hätte Abovitz sicher noch andere Ideen. In seinem Profil in linkedin lässt er keinen Zweifel, dass er sich auch mit Musik aus der Vergangenheit abgibt.
Unter der Rubrik Kontaktaufnahme postet er:

If you like the Beatles, that helps a lot!

Fotos im Artikel: https://www.magicleap.com/#/home

One thought on “Wal-Freiheit – Ein magischer Sprung in Richtung Phantasie

Leave a Reply

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>