Sonja Anne Blüml / 06. 05. 2020

Megatrend Wissenskultur

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Wissenskultur: Neues Lernen

Das weltweit steigende Bildungsniveau ist einer der wichtigsten Indikatoren für den Megatrend Neues Lernen. Über 56% der Deutschen haben inzwischen einen höherwertigen Schulabschluss – in den 70er Jahren waren es gerade einmal 22% der Bevölkerung. Die Zahl der Abiturienten nimmt stetig zu und fast alle 3 bis 5 jährigen Kinder besuchen inzwischen Kindertagesstätten. Qualität und Umfang des gesamten Bildungsangebotes haben stark zugenommen.

Im Zeitalter der Wissensexplosion durch die digitalen Medien verändert sich der Begriff der Bildung enorm°. Bildung wird digitalisiert und  mehr und mehr über die neue Medien vermittelt. Gelernt wird nicht mehr nur in Schulen und Büchern. Vorlesungen und Kurse an Hochschulen z.B. werden über Lernplattformen in alle Welt übertragen (Harvard/Berkeley). Der Stanford-Professor Sebastian Thrun öffnete 2011 den ersten Kurs über Künstliche Intelligenz für 160.000 Online-Teilnehmer. Davon schnitten 400 Studenten besser ab als der beste Stanford Student. Daraufhin gründete Thrun die offene Lernplattform Udacity. So war der Weg frei, die teure Ausbildung an Eliteunis, die nur wenigen zugänglich war, zu demokratisieren.

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Bildung wird durch die Digitalisierung immer unabhängiger von den Institutionen. Privatschulen verzeichnen großen Zulauf. Weltweit öffnen sich Schulen für neue pädagogische Konzepte und neue Medien zur Wissensvermittlung. Lernen wird zur lebenslangen Aufgabe des Einzelnen und auch ökonomisch immer mehr zur Privatsache.

Es gibt im strengen Sinn des Wortes keine „Ausbildung“ mehr, denn Bildung ist nie mehr „aus“.
Ohne stetige berufliche Weiterbildung ist keine zeitgemäße Anpassung an den explodierenden Wissensstoff mehr möglich. Wissen wächst rasant weiter und veraltet daher auch immer schneller. Es ist allerdings auch für alle zugänglich und kostenlos über das Internet leicht zu finden.
Das zeigt auch deutlich die Statistik: 2006 benutzten noch 18% der Weltbevölkerung das Internet. 2015 stieg die Zahl der aktiven Internetnutzer weltweit schon auf 42%, in Deutschland sogar auf 89% – Tendenz weiter steigend.

In einem Wirtschaftssystem mit einem derart riesigen Wissensfundus verändert sich die Art und Weise, wie Wert geschaffen wird. Der Wandel geht von einer Industrie- zu einer Wissensökonomie.
Von Bedeutung wird in Zukunft nicht mehr in erster Linie der materielle Wert exportierter Güter eines Landes sein, sondern das dafür nötige Know-how. Im weltweiten Ranking diesen „Economic Complexity Index“, der wirtschaftlich relevantes Wissen misst, belegt Deutschland Platz 2 hinter Japan.

Die Wissensgesellchaft stellt andere Forderungen an Bildung und Qualifikationen von Personen.
Ein „Universalgelehrter“ ist heute nicht mehr jemand, der alles weiß, sondern jemand, der mit Wissen und Nichtwissen souverän umgehen kann. Zwei Skills sind dafür elementar wichtig: Kreativität und die Fähigkeit, Kontexte herzustellen.
Menschen sind nicht programmierbar, und in einer unberechenbaren Welt sind ihre originellen Ideen gefragter denn je. Diese Ideen nehmen einen immer größeren Teil der Wertschöpfung einer Volkswirtschaft ein. Bildung bedeutet in der Kreativ-Ökonomie also immer auch die Förderung individueller Talente.
Die Bildung der Zukunft endet nicht mit dem „Ab-Schluss“ der Schule. Auf einem unberechenbaren Arbeitsmarkt und in einem von Brüchen und Neuanfängen geprägten Leben ist die permanente Weiterentwicklung von Kompetenzen die beste Versicherung gegen Absturz und Arbeitslosigkeit. Für den leidenschaftlich Neugierigen ist das „lebenslange Lernen“, das für viele andere immer noch wie eine Drohung klingt, auch ein Schlüssel zu einem spannenden und glücklichen Leben. Denn er weiß: Es wird immer viel zu entdecken geben.

Foto Cover: Wikimedia Commons

 

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