Bilden Sie mal ein Gedicht mit:
Gähnen – Pseudonym – Brillenrand – stockdunkel – überbelichtet – Geierwally – phosphoreszierend –
Melancholie – Frühstücksei – hammerhart – Rübezahl – Konfekt – Freiwild – Freudenfest
Männer
Wenn die Männer Freiwild jagen:
enge Hose, Aufreißblick –
Brusthaar quillt aus weißem Kragen,
stets bereit zu einem Kick..
sich gebärden wie Hyänen,
wenn sie Miniröcke sehen –
überfällt Frau stets ein Gähnen
angesichts der Macho-Wehen.
Mancher Mann macht’s freilich klüger,
legt ein Pseudonym sich zu:
Herr Dr.rer.nat.Wilfried Krüger
mit Brillenrand und Lederschuh.
Seriös und ganz dezent,
hört man im Büro Gemunkel:
Herr Doktor Krüger ohne Hemd,
sucht den Verschluss – es ist stockdunkel.
Und während Lippen sich gut munden,
FRAU Krüger schon das Essen kocht –
„Ach Gott Schatz, diese Überstunden,
mein Körper vor Erschöpfung pocht!“
Überbelichtet sind sie nicht,
die Männer die das Freiwild jagen –
Das Zepter schwingt ein anderer Wicht:
Sie wissen schon, der ohne Kragen.
Wenn Geierwally „komm schon!“ haucht,
das macht ihn an – ja ist genierend!
Doch wenn auch das Gewissen raucht,
ein Kuss von ihr: phosphoreszierend!
Die Nacht ist heiß, man gibt sich Mühe
doch irgendwo ist’s einerlei –
denn wenn sie graut, die Morgenfrühe
gibt’s Melancholie zum Frühstücksei.
Hammerhart jetzt das Erwachen,
der Kopf ist wieder ziemlich klar,
er packt schnell seine sieben Sachen:
„Tschüss Wally es war wunderbar!“
Die Haut porös, Gewissen fahl –
ein Mann fühlt sich wie Rübezahl.
Und nur Konfekt der feinsten Sorte,
der lieben FRAU nach Haus gebracht,
kann täuschen über diese Torte,
die er hat letzte Nacht vernascht.
Ja Männer, die das Freiwild jagen,
die geben alles für den Schein.
Deswegen muss an manchen Tagen,
die Heimkehr in den Hafen sein.
Doch schon nach einer kurzen Zeit,
die häusliche Idylle reut –
und wieder einmal über Nacht,
sind Überstunden angebracht..
Die man danacht hasst wie die Pest –
Ja bis zum nächsten Freudenfest.
©Sonja Anne Blüml
aus: „Erlesene Höhepunkte“
Knurrhahn Verlag 1999
